Seminar Anti-Aging für die Stimme mit Prof. Elisabeth Bengtson-Opitz in Frankfurt
Anti-Aging für die Stimme: Das ist ein Konzept der schwedischen Sängerin und Gesangspädagogin Prof. Elisabeth Bengtson-Opitz. Sie hat festgestellt, dass sich viele ältere Sängerinnen und Sänger mit den gleichen Problemen herumplagen, die ihnen ihr liebstes Hobby oft schwermachen: Schwierigkeiten mit hohen Tönen zum Beispiel, mangelndes Luftvolumen und damit Tonhaltekraft, Intonationsprobleme, das typische „Altersvibrato“, grelle, schrille Töne oder Brüchigkeit. Das lässt sich aufhalten oder sogar rückgängig machen, verspricht die Gesangspädagogin. Jedoch nicht durch ein „Zaubermittel“: Eigene Mitarbeit ist gefragt, und zwar täglich. Das nötige Rüstzeug dazu vermittelt Elisabeth Bengtson-Opitz in Seminaren nach ihrer „patentierten“ Methode in ganz Deutschland.
Der Verband Evangelischer Chöre in Hessen und Nassau pflegt schon länger Kontakt zu der in Hamburg lebenden und lehrenden Schwedin: Bereits beim „Forum Frauensingen“ in Höchst im Odenwald 2013 war Elisabeth Bengtson-Opitz zu Gast, doch lediglich mit einstündigen Schnupperseminaren. Nun hatten Bettina Strübel und Ursula Reichert vom Fachausschuss Frauenchöre die Gesangspädagogin zu einem Wochenendseminar eingeladen. Ort des Geschehens war die Französisch-reformierte Gemeinde in Frankfurt-Eschersheim. Rund 30 Gesangsbegeisterte in den besten Jahren hatten sich angemeldet, darunter zahlreiche Chorsängerinnen und Chorleiterinnen, aber auch ein Mitglied des Frankfurter Opernchors. Auch drei wackere Herren interessierten sich für das Thema.
Elisabeth Bengtson-Opitz konnte die Gruppe sofort mit ihrer humorvollen und charismatischen Art für sich einnehmen. Sie vermittelte zunächst viele nützliche Kenntnisse aus der Anatomie. Denn wer weiß, wie und wo die Stimme im Körper „sitzt“ und von welchen Mechanismen sie gebildet wird, kann sie auch besser einsetzen. Zudem ist tägliche „Stimmhygiene“ gefragt, sagte Bengtson-Opitz: Ebenso, wie man seinen Körper pflegt, müsse man auch der Stimme die gleiche Pflege zugestehen. Das geschieht zum Einen durch gezieltes Muskeltraining, zum Beispiel mittels Theraband, zum Anderen natürlich durch Stimmübungen, Artikulationstraining und durch das Auflösen ungünstiger, über die Jahre verfestigter Angewohnheiten.
„Viele von Ihnen sind so genannte Hochatmer“, so Bengtson-Opitz. Damit ist gemeint, dass man nur bis in den Brustkorb atmet und den Bauch nicht richtig entspannt. Das hindert die Stimme an der richtigen Entfaltung. Also war zunächst „Bauchmuskelbegrüßung“ angesagt: Richtiges Atmen schließt auch das „Abspannen“ mit ein. Verblüffend, wie das gleich das Stimmvolumen verändert! Genauso wichtig ist das Entspannen des oft krampfhaft zusammengepressten Kiefers. Der Mund muss beim Singen viel weiter geöffnet werden, als es die meisten Laien-Sängerinnen und -Sänger tun: Elisabeth Bengtson-Opitz erklärte das mithilfe eines zwischen den Zähnen gehaltenen Korkens und vielen Übungen, die helfen sollten, einzelne Vokale und Konsonanten korrekt zu bilden. Und so hörte man zum Beispiel „Hans, Amanda und Anna aßen Ananas, Papaya und Bananen am Panamakanal“ – eine tolle Übung, um den Kiefer so richtig entspannt fallenzulassen und zu entkrampfen. Denn dadurch bilden sich die nötigen Resonanzräume in Mund und Rachen, die der Stimme einen schönen, vollen Klang verleihen. Das Zusammenspiel zwischen Atmung und Artikulation hilft bei der Entwicklung einer tragfähigen, nicht so schnell ermüdenden Stimme.
Ein ganzheitlicher Ansatz, den Elisabeth Bengtson-Opitz hier vorstellte. Mit ihren ausführlichen Erklärungen – inklusive Filmmaterial – zu den anatomischen Voraussetzungen lieferte sie auch den theoretischen Überbau, doch trocken-wissenschaftlich wurde es hier nie. Dafür sorgte schon die freundliche und witzige Art der Seminarleiterin, die ihre Erläuterungen stets mit viel Humor würzte und neben einer Vielzahl von praktischen Übungen für Konsonanten und Vokale auch nicht das Singen zu kurz kommen ließ: Mit Volksliedern und eigenen Vertonungen kleiner Gedichte, zum Beispiel vom Satiriker Robert Gernhardt, konnten die Seminarteilnehmer gleich prüfen, wie sich Atmung und Stimme verändern lassen. „Doch Sie müssen täglich üben“, mahnte Elisabeth Bengtson-Opitz: Am besten jeden Tag nach dem Zähneputzen zehn Minuten Stimmhygiene betreiben. Muskel-, Atem- und Artikulationsübungen, konsequent ausgeführt, sollen dann dazu führen, dass man sich auch im fortgeschrittenen Alter noch eine schöne, leistungsfähige Stimme bewahren kann, mit der das Singen Spaß macht.
Große Begeisterung bei den Teilnehmern des Seminars – so groß, dass man über eine Fortsetzung mit vertieftem Übungsprogramm im kommenden Jahr bereits nachdenkt. Und wer Elisabeth Bengtson-Opitz einmal kennenlernen möchte, hat beim kommenden „Frauen-Singtag in Büdingen am 21. Juni wieder Gelegenheit, ein – allerdings wieder nur 60-minütiges – Schnupperseminar zu belegen.
Anja Baumgart-Pietsch
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